Rasseportrait

Friesenpferd – Rasseportrait

Zuchtgeschichte

Das Friesenpferd ist eine niederländische Pferderasse mit, wie der Name schon verrät, Ursprung in der friesischen Provinz. Das Friesenpferd ist durch Einkreuzung spanischer Pferde aus dem damals eher kaltblütigen Pferdetyp im 16. und 17. Jahrhundert entstanden. Es war die Zeit als die Niederlande von Spanien besetzt waren.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in den herrschaftlichen Häusern immer weniger geritten, dafür um so mehr in eleganten, leichten Kutschen gefahren. Dafür suchte man geeignete Pferde. Selbst beim Militär verlangte man nicht mehr nach Friesenpferden. 1854 kam man zu dem Schluss, das man die friesische Rasse nicht mehr retten kann und eine Regelung zum Schutz des Friesenpferdes wurde wieder fallen gelassen. Obwohl dies eigentlich das Ende der Rasse bedeutete, kam die Idee zu einem Stammbuch auf, wie es bereits England und Frankreich handhabte. So kam es dann dazu, dass 1879 der niederl. Minister f. Landwirtschaft die Statuten des Friesch Paardenstammboek genehmigte. 1880 hatte der Verein 107 Mitglieder – 16 Hengste und 28 Stuten. Zu diesem Zeitpunkt waren nur 3 Hengste gekreuzter Rasse eingetragen. Trotz alledem wurde die Zucht der reinen friesischen Pferde vernachlässigt, denn sie waren zu dem Zeitpunkt ganz einfach aus der Mode geraten. Das Bovenlander Pferd (Friese x Oldenburger) begeisterte die Pferdehalter umso mehr.
1913 lebten nur noch die Hengste, Prins 109, Alva 113 und Friso 117. Einige wenige Züchter Frieslands gaben nicht auf, weiterhin für die Rasse zu kämpfen. Man hatte erkannt, dass nicht nur ein Arbeitstier vom Aussterben bedroht war, sondern auch ein Stück friesischer Geschichte. In diesem Jahr wurde der Verein Het Friesche Paard gegründet. Es wurden einige gute Hengstfohlen aufgekauft und in fachkundige Hände zur Aufzucht gegeben. 1916 wurden 2 der aufgekauften Hengstfohlen für den Deckdienst eingetragen (Paulus 121 und Rudolf 122). 1962 waren es dann schon 23 Deckhengste. In der Zeit zwischen 1962 und 1967 sank der Bestand der Friesenpferde abermals von rund 4000 Pferden auf 974. Dies war zweifelsfrei der Mechanisierung der Landwirtschaft zu „verdanken“. Der Traktor hielt auch auf den Höfen Frieslands Einzug.

Erst in der Mitte der 70er Jahre entdeckten Reiter und Fahrer das Friesenpferd als idealen Freizeitbegleiter. Es ist ein stattliches Pferd mit imponierenden Gängen geworden. Seine Dressurveranlagung steuerte zu seiner heutigen Popularität bei.Nach der Einkreuzung spanischer Pferde wurde niemals wieder rassefremdes Blut zugeführt. Der Bestand wurde gesichert und vergrößert, allein durch Inzucht innerhalb der kleinen Population. Das ist auch der Grund warum jedem eingetragenen Pferd einen sog. „Inzuchtfaktor“ ins Papier nortiert wird. Dieser gibt an, mit welchem Prozentsatz an Inzucht das Genom des jeweiligen Tieres belastet ist.

Die Auswahl gilt als eine der strengsten weltweit. Jedes Jahr werden in Drachten neue Hengstanwärter vorgestellt. Meist sind es Hengste, die gerade 2 1/2 Jahre alt sind. Nur wenige ältere Tiere versuchen ihr Glück. Die besten der hier vorgestellten Hengste dürfen sich dann im Januar auf der Hengstkörung in Leuwaarden einer weiteren Bewertung stellen. Nach einer weiteren 2-fachen Selektion werden wiederum die Besten zur Hengstleistungsprüfung angewiesen. Die Hengstleistungsprüfung ist dann noch im gleichen Jahr. Gut 3-jährig bestehen auch hier wieder nur wenige die zunächst letzte Prüfung, in der u.a. auch das Stallbetragen und der Arbeitswille bewertet wird.
Ein zugelassener Deckhengst muss sich jedes Jahr erneut der Körkommission stellen und seine Deckerlaubnis für das Folgejahr auf der Körung in Leuwaarden abholen. Nach vier bis fünf Jahren Deckeinsatz wird der erste Fohlenjahrgang des Hengstes bewertet. Mit Hinblick auf die Nachzucht des Hengstes verblieb dieser in der Vergangenheit nur dann in der Zucht, wenn sein Beitrag als positiv einzustufen war. War dieser Beitrag eher negativ, wurde er abgekört und verlor seine Deckerlaubnis im KFPS. Durch die Anpassung an das EU-Recht findet seit zwei Jahren keine offizielle Abkörung mehr statt. Die Stammbuchhengste werden weiterhin auf ihre Nachkommen überprüft und die Einschätzungen der Körkommission werden vom KFPS veröffentlicht mit allen Stärken und Schwächen. So hat der Züchter Einblick in die Vererbungsqualitäten eines Stammbuchhengstes und muss selbst entscheiden, ob er ihn für seine Stuten einsetzen möchte.

Exterieur

Friesen sind großrahmige Pferde mit einem gewölbten, oft hoch angesetzten Hals, einer gut gewinkelten und bemuskelten Hinterhand und einer ausgeprägten Rippenwölbung. Sie werden heute ausschließlich auf die schwarze Farbe selektiert und sind daher meist reinerbig für diese Farbe. Die letzte braune Stute Patricia wurde 1928 in das Stammbuch eingetragen. Heute kommt die braune Farbe nicht mehr vor. Sehr selten können noch Füchse vorkommen, die jedoch nicht sonderlich erwünscht sind. Auch darf der Friese keine weißen Abzeichen am Kopf oder an den Beinen haben, sondern sollte nach Möglichkeit reinschwarz sein. Ein „Stern“ auf der Stirn ist zwar gestattet, aber dennoch nicht gern gesehen. Es sind, unschwer zu erkennen, sehr stattliche und elegante Pferde.
Ein weiteres deutliches Merkmal ist der so genannte „Kötenbehang“ an den Fesseln. Dieses Erscheinungsbild hat sich seit dem 17. Jahrhundert kaum verändert. In den letzten Jahren wurde in erster Linie darauf geachtet, die Pferde etwas größer zu züchten, da mehr und mehr der eher sportliche Typ nachgefragt wird. Die meisten Stuten haben ein Stockmaß sich zwischen 155 und 165cm. Um zur Körung zugelassen zu werden, muss ein Hengst eine Mindestgröße von 158cm mit 3 Jahren bzw. 160cm mit 4 Jahren aufweisen. Bis 1996 wurde der Friese durch eine Zungentätowierung an Stelle eines Brandzeichens gekennzeichnet. Seit 1996 werden Mikrochips verwendet.

Interieur

Wie bereits erwähnt, gewann das Friesenpferd durch das Einkreuzen iberischer Pferde seiner Zeit, deutlich an Dressureignung. Die hohe Knieaktion, die schwungvollen Grundgangarten und insbesondere sein Talent zur hohen Dressur machten ihn zu einem beliebten Showpferd. Darüber hinaus ist er durch seine Kraft, Zuverlässigkeit, Geduld und Sanftmut weiterhin häufig vor Kutschen zu finden. Eine dieser typischen Kutschen ist die einachsige Sjees. Diese Kutschenart hat ebenfalls ein eigenes Stammbuch in Holland und es gibt weltweit nur noch wenige erhaltene Originale.

Das Fohlenbuch

Das Fohlenbuch bildet die Basis des holländischen Stammbuchs. Hier werden alle Fohlen eingetragen, sofern sie K.F.P.S. registrierte Elternteile haben. Nach drei Jahren kann das Fohlen dann für die nächsten „Folgebücher“ vorgestellt werden.

Das Stutenstammbuch

Hier werden ca. 90% aller Stuten aufgenommen. Das Mindeststockmaß für die Eintragung einer 2 1/2 jährigen Stute ins Stammbuch ist 1,54 m. Das Stutenstammbuch ist in verschiedene Teile unterteilt.
Stammbuch-Stuten
Ster-Stuten
Kroonstuten
Model-Stuten

Stuten mit sehr gutem Exterieur, taktreinen Gängen und einer Mindestgröße von 1,56 m können ins Ster-Register aufgenommen werden. Pro Jahr werden max. 30% des Jahrganges „Ster“ erklärt.
Die Stuten, die dem Zuchtziel des K.F.P.S. in höchstem Maße entsprechen und natürlich auch alle Anforderungen für Ster erfüllt haben, können zusätzlich für Kroon bzw. Model erklärt werden. Außergewöhnliche Sterstuten ab dem Alter von drei Jahren können zu Kroonstuten erklärt werden, ein Prädikat, dass durch eine gute Leistungsprüfung bestätigt werden muss. Bei diesen Stuten liegen die Anforderungen im Stockmaß bei mindestens 1,58 m. Ab dem Alter von 7 Jahren können Ster- und Kroonstuten das Modelprädikat erhalten, dass auch durch eine gute Leistungsprüfung erfordert. Stockmaß ist hier min. 1,60 m und die Stute muss mindestens ein Fohlen gebracht haben. Diese hohe Auszeichnung wird jährlich, meist im Rahmen der Centralen Körung, an nur cirka 10 Stuten vergeben.
Es gibt bei den Stuten, wie auch bei den Hengsten, noch die Preferentschafterklärung. Hierzu muss die Fohlenbuch-, Stammbuch-, Ster-, Kroon,- oder Modellstute mindestens vier Ster-Nachkommen hervorgebracht haben.
Als letzten Titel gibt es noch die Prestatiemoeder. Für diesen Titel müssen zusätzlich mindestens drei Nachkommen überdurchschnittliche Leistungen im Sport erbracht haben.

Volles Papier

Volles Papier

Im K.F.P.S.-Papier (Abb. oben) werden in der ersten oberen Zeile die Angaben zur Stute gemacht. Wann geboren – Chipnummer – Lebensnummer – Name – Prädikat VB/Stb/Ster/Modell – Inzuchtfaktor.
Im rot eingezeichneten Rahmen liest man die Hengstlinie – der Vater der Stute und seine Abstammung. Die im oben gezeigten Papier für die Zucht wichtigere Linie, ist die im blauen Kasten dargestellte. In der Abbildung findet man ein volles Papier vor. D.h. hier ist die gesamte Mutterlinie mindestens Ster bzw. Ster-pref (rot oval eingezeichnet).
Ein Papier bezeichnet man nur dann als voll, wenn mindestens 3 direkt auf die Mutterstute folgende Einträge das Sterprädikat tragen. Ein Fohlen aus einer solchen Mutter hätte folglich wieder ein durchgängig volles Papier bis in die 4 Generation. Wäre beispielsweise die „Oma“ der Stute lediglich eine Stammbuchstute, würde man von einem so genannten „Hacker im Papier“ sprechen – es wäre dann kein „volles Papier“. Was im oben genannten Dokument nicht mehr zu sehen ist, aber in der Datenbank des K.F.P.S., ist die Tatsache, dass die Beispielstute eine 125-jährige durchgehende Ster-Mutterlinie besitzt.
– Eine besonders wertvolle Sterstute, die natürlich noch Preferent werden kann, wenn 4 ihrer Nachkommen ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt auf einer Zuchtschau des K.F.P.S./ DFZ zu Stertöchtern bzw. Stersöhnen erklärt werden. Aber auch einer Fohlenbuchstute, die aus den verschiedensten Gründen bei einer Körung nicht ins Stammbuch aufgenommen wurde, wird wenn sie 4 Ster-Nachkommen hervorgebracht hat, die bereits oben beschriebene Preferentschaft zugesprochen. Vb/pref. und Stb./pref. würden einen „Hacker“ wieder ausgleichen.

Inzuchtberechnung

Die Zucht der friesischen Pferde fußt auf einer ziemlich schmalen Grundlage von drei Linien, und zwar der Tetman-Linie, Age-Linie und der Ritske-Linie. Die Age-Linie ist die bislang schmalste Hengstlinie, während der einflussreiche Hengst Ritske keine dominanten Hengste erzeugt hat.
Beim Versuch, der Inzucht entgegenzuwirken sind sicher schon einige Fortschritte erzielt worden, aber dieses Thema bleibt eine ständige Sorge der friesischen Zucht. Es besteht die Möglichkeit aus der Datenbank des K.F.P.S. den Inzuchtprozentsatz eines Fohlens, das eventuell mittels Paarung mit den verfügbaren Hengsten aus einer Stute geboren wird, schon im Vorwege zu berechnen. Dieser Inzuchtprozentsatz ist Teil der Zucht und ein Hilfsmittel bei der Wahl eines Hengstes. Daneben muss bei der Wahl des Hengstes selbstverständlich auf Exterieur, spätere Nutzung usw. geachtet werden. (Vergleichen der linearen Scorebögen).

Prämiensystem bei K.F.P.S. – und DFZ-Zuchtschauen

Erste Prämie – Ab 2007 werden etwa 15% der Pferde, die auf einer Zuchtschau vorgestellt werden, diese erste Prämie, also eine orange Schleife erhalten. Dies ist dann ein Pferd, welches den Durchschnitt der auf dem Scorebogen benannten Punkte weit übertrifft. Die Gewichtung bei der Bewertung liegt bei 40% für das Gebäude und 60% für das Bewegungspotenzial des Friesenpferdes.

Zweite Prämie – Etwa 30% aller vorgestellten Pferde auf einer Zuchtschau des K.F.P.S. erhalten eine zweite Prämie, also eine rote Schleife.
Dies trifft zu wenn, das vorgebrachte Pferd in ein oder zwei Fällen den Durchschnitt der im Scorebogen benannten Punkte übertrifft.

Dritte Prämie – Eine weiße Schleife wird verliehen.
Bei der Beurteilung durch die Körkommission sind auf dem linearen Scorebogen nur wenig Abweichungen vom „Idealbild“ zu erkennen. Es handelt sich folglich um ein Friesenpferd, welches sich in allen Bereichen der jeweiligen Beurteilungen im Mittelmaß befindet.

Keine Prämie
wird vergeben, wenn das vorgestellte Pferd z.B. ersichtliche Gebäudemangel aufweist oder in der Bewegung nicht taktrein ist.

Lineares Scoren

Linearer Scorebogen

Linearer Scorebogen

Drei Jahre und ältere Friesenpferde, müssen nach der ersten Beurteilung als Fohlen, ein zweites Mal der Körkommission vorgestellt werden.
Beim niederländischen Zuchtverband dem K.F.P.S. wird seit 1994 linear beurteilt. Es handelt sich hierbei um ein Beurteilungssystem, dass nicht für die Friesenpferde entwickelt wurde, sondern seinen Ursprung in der Rinderzucht findet. Das Gebäude des Pferdes wird hierbei in seinen Bestandteilen beurteilt. Vergleicht man nun den Scorebogen des eigenen Pferdes, mit dem Scorebogen des Wunschhengstes für eine eigene Nachzucht, so kann man in diesem Formular bestens erkennen in wie weit man „Mängel“ der Stute mit guten Eigenschaften des Hengstes ausmerzen kann und umgekehrt. In einem jährlichen Hengstreport werden alle einsatzfähigen Deckhengste mit ihren jeweiligen Scorebögen dargestellt. Auch in den Datenbanken des K.F.P.S. und beim deutschen Zuchtverband DFZ erhält man als Stutenbesitzer wertvolle und wichtige Tipps zur Hengstauswahl.

Das K.F.P.S mit seiner weltweit einzigartigen strengen Hengstselektion zählt ca. 13.000 Mitglieder, die fast über dem gesamten Globus verteilt sind. Darin sind auch die ca. 1.400 Mitglieder des D.F.Z Deutsche Friesenpferdezüchter enthalten, da die Mitglieder des D.F.Z vollwertige Mitglieder des K.F.P.S sind.

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